“Was sagst? – Dieses Radio spricht deine Sprache” ist der gemeinsame Themenschwerpunkt der Freien Radios in Österreich 2024. Die Sendereihe der 14 Freien Radios in Österreich nimmt sich einen Raum, in dem Sprachen nicht nur gesprochen, sondern auch verstanden und gelebt werden.
Die Themen reichen von Dialekten und Fachsprachen bis hin zu Fragen der Mehrsprachigkeit und Teilhabe. Dabei geht es nicht nur um Inhalte, sondern auch um den Austausch zwischen den Redaktionen. In den Freien Radios kommen Sendungsmacher*innen verschiedener Herkunft zusammen. Sprache ist lebendig, vielfältig und immer politisch – in unserer akustischen Reise durch Österreich wird sie zur Brücke zwischen den Menschen. Von Arabisch über Gebärdensprache bis Wienerisch: Hier sprechen wir alle Sprachen, die in Österreich Gehör finden sollen.
Dieses Radio spricht deine Sprache / This radio speaks your language / bu radyo si̇zi̇n di̇li̇ni̇zi̇ konuşuyor /αυτό το ραδιόφωνο μιλάει τη γλώσσα σας / Ovaj radio govori tvoj jezik / to radio mówi w twoim języku / ¡esta radio habla tu lengua! / هذا الراديو يتحدث لغتك! / Ez a rádió a te nyelveden szól.
Von 28. Oktober bis 14. November 2024 – in deinem Freien Radio & hier als Podcasts.
Zwischen Dialekt und Damaskus (B138)
Im Beitrag des Freien Radios B138 spricht Julian Ehrenreich mit Sido Hsino über Integration in Österreich, das Erlernen der deutschen Sprache und den oberösterreichischen Dialekt. 2015 kam Sido nach der Flucht aus Syrien mit seiner Familie nach Österreich. Er erzählt, wie das Beherrschen der Hochsprache und der lokalen Dialekte für ihn ein Schlüssel zur erfolgreichen Integration wurde – sei es im Alltag, in der Ausbildung oder im Berufsleben.
Sido hat nicht nur seine Lehrabschlussprüfung erfolgreich gemeistert, sondern auch aktiv in Vereinen mitgewirkt, darunter im Radioprojekt \"Radio B138\". Hier konnte er durch die Produktion mehrerer Sendungen und ein Praktikum seine Sprach- und Medienkompetenzen weiterentwickeln. Er teilt wertvolle Einblicke in das Denken und Fühlen in mehreren Sprachen und berichtet, wie das Engagement in der Gemeinschaft ihm geholfen hat, in seiner neuen Heimat Fuß zu fassen. Ein inspirierender Podcast über Engagement, Bildung und die Rolle von Sprache in der Integration.
Anti-Kriegslyrik und Mehrsprachiges Schreiben (Freies Radio Salzkammergut)
Im Salzkammergut fand vor Kurzem eine spannende Veranstaltung statt: Eine mehrsprachige, interkulturelle Lesung von Friedens- und Antikriegslyrik. Diese Veranstaltung hat das Freie Radio Salzkammergut zum Anlass genommen, sich näher mit dem literarischen Schreiben, mit der Lyrik über (vermeintliche) Sprachgrenzen hinweg zu beschäftigen. Organisiert wurde die mehrsprachige Lesung u.a. von Ružica Miličević. Sie lebt und arbeitet in Bad Ischl und hat auch in ihrem Brotberuf als Leiterin des Regionalen Kompetenzzentrums für Integration u. Diversität viel mit verschiedenen Sprachen zu tun. Aber auch abgesehen davon hat sie eine besondere Liebe zur Sprache und der Beschäftigung damit: Das Schreiben als künstlerischer, kreativer Ausdruck, das begleitet Ružica schon sehr lange. Eine besondere Rolle spielt dabei für sie das Verarbeiten von krisenhaften und traumatischen Situationen. Die Poetin erzählt davon, was Lyrik für sie bedeutet, wie das über Sprachgrenzen hinweg funktioniert und wie sie ihre eigene Mehrsprachigkeit in Kunst und Alltag lebt. Dazwischen zu hören sind Ausschnitte aus der mehrsprachigen interkulturellen Lesung „Weltsalon“, aufgenommen im September 2024 in Bad Ischl.
Meine Sounds of… (Campus & City Radio)
Fatma, Rotag und Margit sprechen über Lieder in ihren Muttersprachen und darüber hinaus. Was verbindet Musik mit Heimat, Herkunft und Feminismus? Wo fühlen wir uns zuhause und wie drückt sich das in unseren Musikvorlieben aus? Die Radiomacherin Fatma – Sound of Austria -, die angehende Medienmanagerin Rotag und Margit, die Programmleiterin des Campus & City Radios, stellen für sie wichtige Lieder in Kurdisch, Türkisch, Arabisch und Wiener Dialekt vor.
LA VERDA STELO der grüne Stern. (Radio Helsinki)
Esperanto heute. Annäherung an eine Plansprache ein Hörstück von Petra Nachbaur Mitwirkende: HörspielGruppe Soboth mit Eva, Hilde, Sonja, Sigrid und Resi Esperanto-Graz mit Norina, Espoir, Karl, Markus, Martha u.a. Barbara Bohle Wolfgang Fasching Alfred Heiligenbrunner Ewald Schick
„Bi üs redt ma Dütsch!“ - Bei uns spricht man Deutsch? (Radio Proton)
Über die Bedeutung von Muttersprachen und Dialektsprachen, Mundart und Standardsprache.
Zu hören ist ein kurzer Ausschnitt eines Gesprächs von Birgit aus dem Cafe der Kulturen im ProKonTra Hohenems mit einer Besucherin mit Migrationsgeschichte.
„Ich dachte ich kann Deutsch… ich hatte ja bereits in Deutschland gelebt, doch Dialekt verstand ich kein Wort…“, und ihren eigenen Erfahrungen mit Dialektsprachen;
anschliessend Ausschnitte eines Vortrags von Ulrich Gabriel, genannt GAUL, über Entstehung, Bedeutung und Umgang mit Mundart, Dialekt-, Standard- und Schriftsprachen, aufgenommen wurde der Vortrag beim Transmitterfestival - FUSION 2016 am Schlossplatz in Hohenems.
Erzähl’ mir deine Lieblingsgeschichte! (Radio FRO)
Jedes vierte Schulkind in Österreich hat eine andere Erstsprache als Deutsch. Viele Kinder wachsen also mehrsprachig auf. Anstatt dieses Potenzial zu fördern, wird es im öffentlichen Diskurs, in Medien, Politik und in vielen Schulen oft als Problem dargestellt.
Radio FRO in Linz hat Kinder zu einem Workshop ins Studio eingeladen. Sie erzählen von ihren Sprachen, welche schwierigen Laute es gibt und geben einen kleinen Sprachkurs. Sie haben außerdem ihre Lieblingsbücher in den jeweiligen Muttersprachen mitgebracht, aus denen sie ein paar Zeilen vorlesen.
Sprache, nicht nur dem Menschen eigen.. (FREIRAD)
.. denn auch Tiere haben was zu sagen!
Sprache wird fälschlicherweise oft als exklusiv menschliche Fähigkeit gesehen. Dabei ist selbst Mehrsprachigkeit ein Faktor im Tierreich. Denn Tiere verfügen über komplexe Kommunikationssysteme, die oft als ihre \"Sprachen\" betrachtet werden. Verschiedene Arten, sogar Individuen innerhalb einer Art, nutzen unterschiedliche Kommunikationsformen. Zum Beispiel verwenden Wale und Delfine unterschiedliche Dialekte, um innerhalb ihrer Gruppen zu kommunizieren.
Für den Themenschwerpunkt der Freien Radios ergänzt Christina Prechtl das Spektrum der Mehrsprachigkeit mithilfe von Mag. Dr. Michael Zechmann-Khreis - ein Experte im Bereich “Mensch/Tier-Grenze – Sprache und Bewusstsein“.
In ihrer Sendung sprechen sie über die vielfältigen Kommunikationsformen und kognitiven Leistungen im Tierreich. Michael erzählt Faszinierendes und Berührendes über die Kommunikation von Elefanten und Walen, Meisen und Menschenaffen. Und die beiden fragen sich berechtigterweise: was ist passiert, dass wir Menschen uns so “abheben” von nichtmenschlichen Tieren, die Sprache unser eigen nennen und daher für die Tiere sprechen und über sie entscheiden?
Beim österreichweiten Themenschwerpunkt der Freien Radios erfahren auch nichtmenschliche Tiere endlich mehr Aufmerksamkeit.
Mundartgeschichte \"Der Hätti, Wari, der Dädi Dadi und die Kennti, Kunnti\" (Freequenns)
In der malerischen Landschaft der Ober-Steiermark, wo Berge, Seen und dichte Wälder harmonisch miteinander verschmelzen, blüht nicht nur die Natur, sondern auch eine ganz besondere Form der Kommunikation: die obersteirische Mundart. Diese Geschichte des \"Hätti, Wari, den Dädi Dadi und die Kennti, Kunnti\" ist amüsant und zugleich tiefgründig wie die Eigenart der Menschen, die hier zwischen den allgegenwärtigen hohen Bergen leben. Die Erzählung im Dialekt sind
gespickt mit Wortspielen und Redewendungen, die nicht nur zum Schmunzeln anregen. Autor und Sprecher: CRAVALLO von Radio Freequenns.
Kapitalismus in Leichter Sprache (Radiofabrik Salzburg)
Die Leichte Sprache spielt eine immer wichtigere Rolle in der Kommunikation, besonders um komplexe Inhalte verständlicher zu machen. Sie wurde ursprünglich entwickelt, um Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten besser in gesellschaftliche Prozesse einzubinden, aber mittlerweile ist sie für viele andere Zielgruppen relevant, da sie Inhalte klar und prägnant vermittelt.
Holger Fröhlich, Journalist und Kolumnist bei brand eins, hat sich darauf spezialisiert, komplizierte Texte in Leichte Sprache zu übersetzen. Durch seine Arbeit möchte er nicht nur schwierige Themen zugänglich machen, sondern auch zeigen, wie unnötige Komplexität in der Sprache oft das Verständnis erschwert. Sein Buch Kapitalismus in Leichter Sprache (2023) ist ein Beispiel dafür, wie selbst ökonomische Konzepte auf einfache und direkte Weise vermittelt werden können.
Im Interview mit Georg Wimmer von der Radiofabrik Salzburg, der ebenfalls als Übersetzer und Vermittler für Leichte Sprache tätig ist, diskutieren sie unter anderem über unnötige Wortblähungen und wo die Grenzen dieser Vereinfachung liegen. Denn so wichtig es ist, Inhalte zugänglich zu machen, gibt es auch Herausforderungen: Manche Themen sind so komplex, dass eine Vereinfachung bestimmte Nuancen oder tiefere Bedeutungen verlieren könnte. Dennoch bleibt die Leichte Sprache ein wichtiges Instrument, um mehr Menschen zu erreichen und ihnen eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs zu ermöglichen.
Mehrsprachigkeit - die Vielfalt im Burgenland (Radio MORA)
Der Beitrag von Radio MORA beschäftigt sich mit der Mehrsprachigkeit im Burgenland – ein wenig aus der Vergangenheit, mehr aus der Gegenwart und mutig aus Sicht auf die Zukunft.
Igen, nálunk a többnyelvűségről lesz szó – većjezičnost – fókuszálva a népcsoporti nyelvekre. Denn nicht überall in Österreich ist bekannt, dass bei uns im Burgenland, im jüngsten Bundesland von „Ausztria“ neben dem Deutschen auch Ungarisch, Kroatisch und Romani gesprochen wird. Das sind die Sprachen der im Burgenland beheimateten Volksgruppen, der Burgenland Kroaten, Ungarn und Roma, die aufs ganze Land verteilt zu finden und zu hören sind.
Über das Mehrsprachig- oder Volksgruppensprachig sein teilen folgende Personen ihr Wissen, ihre Meinung mit uns: Mag*a Karin Vukman Artner, sie leitet die Abteilung Minderheitenschulwesen in der Bildungsdirektion Burgenland. Dr. Era Erlinghagen mehrsprachige Literaturwissenschafterin, Martin Ivanschitz Leiter des Kroatischen Kultur und Dokumentationszentrums, Mag Attila Somogyi Vorsitzender des Ungarischen Volksgruppenbeirates, Emmerich Gärtner Horvath, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma und die, die Fragen stellt – Elizabeth Hausmann-Farkas, mehrsprachige Programmkoordinatorin des mehrsprachig offenen Radios MORA.
Meine Erstsprache ist auch Rückzug (Freies Radio Freistadt)
Catrin Manoli, Veronika Lesniak und Susanna Melem haben sich ins Studio des Freien Radio Freistadt gesetzt und über ihre Erfahrungen mit ihrer Erstsprache gesprochen. Ein über weite Strecken intimer Austausch über Erfahrungen die sich ähneln können, oder auch ganz verschieden sind. Und zum Schluss gibt es ein wunderbares Lied das die Sprachen Polnisch, Ungarisch und Arabisch verbindet. Sehr hörenswert!
Lingusitic Landscapes (AGORA)
Woher wissen wir, dass Kärnten mehrsprachig ist? Wo und wie suchen Forscher_innen und Sprachwissenschaftler_innen nach Anzeichen für Mehrsprachigkeit? Das Projekt Linguistic Landscapes untersucht die mehrsprachige Sprachlandschaft Kärntens. In der Tat ist die Feldarbeit für jeden von uns zugänglich. Wie unsere heutigen Gesprächspartner – Luca Melchior und Mario Rausch – sagen, müssen wir nur unsere Augen öffnen und bewusst durch Klagenfurt gehen, damit wir viel sehen können! Auch die Ergebnisse des Projekts bringen viele interessante und unerwartete Entdeckungen.
„In the Tip of my Tongue“ (ORANGE 94.0)
Rund 80 Radiomacher:innen gestalten auf Radio ORANGE 94.0 Sendungen in 16 Sprachen abseits von Deutsch. Alle diese Sprachen (und mehr) werden in Wien gesprochen und gelebt. Manche der Radiomacher:innen sind in Österreich geboren, andere leben erst seit Kurzem - oder auch schon recht lange in Wien.
Die Sendung stellt einige der Menschen hinter den vielsprachigen Programmen vor. Ihre Erstsprachen, „Mother Tongues“ und Alltagssprachen vermischen und bereichern sich. „Wie viele Sprachen du sprichst, sooft mal bist du Mensch“, wusste schon Goethe. Im Gespräch miteinander entstehen neue Wörter, Fehlübersetzungen und ein eigenes Englisch, das den Kontakt zwischen verschiedenen Communities und Szenen oft erst ermöglicht.
Wie spiegelt sich diese Vielfalt in den Sendungen und im Alltag wider? „Mein Mund sieht anders aus, wenn ich Deutsch spreche“, sagt eine Radiomacherin. Andere berichten, dass verschiedene Sprachen unterschiedliche Facetten ihrer Persönlichkeit zum Leuchten bringen. Trotz aller Bereicherung durch Mehrsprachigkeit gibt es aber auch schmerzhafte Erfahrungen in den verschiedenen Sprachen oder das Gefühl, manchmal „Lost in Translation“ zu sein.